Geschichtliche Entwicklung Sendenhorst

Seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar, war Sendenhorst Sitz eines bischöflichen Gogerichts, zuständig für die Kirchspiele Albersloh, Drensteinfurt, Hoetmar und Rinkerode. Vor dem bischöflichen Lehnsgut Tergeist, westlich der Siedlung, richtete der Freigraf unter dem Königsbann. Die Herren von Sendenhorst waren wie die von Albersloh die Dienstmannen der Bischöfe von Münster. 1975 kamen beim Bau des Bürgerhauses im Stadtkern von Sendenhorst gewaltige, meterdicke Fundamente aus dem 12. Jahrhundert ans Tageslicht - Überreste der Burg der Herren von Sendenhorst.

Die Sendenhorster Kirche war wohl Stammpfarrei für einen größeren Bezirk und außerordentlich reich ausgestattet. Um die Kirche entwickelte sich nach und nach eine dichte Bebauung. Hier siedelten Handwerker, Tagelöhner, Kaufleute. Bischof Ludwig von Hessen erhob das Kirchdorf gegen 1300 in den Rang einer Stadt, ließ es umwallen und mit vier Stadttoren versehen. 1315 wird der Ort erstmalig opidum = Stadt genannt.

Dem Städeken - so mittelalterliche Urkunden - gelang es nur mühsam, die Schwelle vom Dorf zur Stadt eindeutig zu überspringen. Die Konkurrenz der bereits bestehenden Städte war zu groß. Die Führungsschichten der Gründerzeit, der Sendenhorster Adel und das Besitzbürgertum, wanderten in die Landeshauptstadt Münster ab. Große Bevölkerungsverluste brachte die Pest 1350/51. So zählte die Stadt 1498 nicht mehr als 300 Einwohner in ihren Mauern, eine Zahl, die sich in den nächsten zwei Jahrhunderten verdreifachte. Kriegsunruhen, Überfälle und Plünderungen drängten die Bevölkerung vom flachen Land in die gesicherte Geborgenheit von Wall und Graben.

In all diesen Jahrhunderten waren der Ort und seine Bewohner nie sehr wohlhabend. Viele waren Tagelöhner. Im 18. Jahrhundert lebte jeder dritte Bürger von der Leineweberei. Landwirtschaft wurde auf gepachteten Feldern betrieben. Nur die Gärten vor dem Südtor und die Ostheide am Wege von Vorhelm waren Eigentum der Bürger.

Unversehrt überstand Sendenhorst den Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges.
Der Zustrom tausender Vertriebener und Flüchtlinge machte die Wohnungsbeschaffung zum dringendsten Nachkriegsproblem. Mit dem Bau der Siedlung Martiniring im Jahre 1949 wuchs die Stadt endgültig über den alten Ortskern hinaus. Ringförmig umschließen inzwischen die neuen Wohngebiete Nordensiedlung, Platten-Bree, Bült, Garrath, Hagenholt, Auf der Geest, Westglindkamp, Astrid-Lindgren-Straße und Echterbrock die mittelalterliche Stadt innerhalb der Promenaden. Die öffentliche Bautätigkeit der Nachkriegsjahrzehnte begann mit dem Ausbau der zentralen Wasserversorgung im Jahre 1950. Ein weithin sichtbarer Zeuge war bis zu seinem Abriss im Jahre 1999 der Wasserturm westlich der Stadt.

Nach mehr als hundertjähriger Trennung fanden Stadt und Kirchspiel zu gemeinsamer Verwaltung im Amt Sendenhorst zurück. 1967 vereinigten sich Stadt- und Landgemeinde (das Kirchspiel Sendenhorst) zu einem Gemeinwesen. 1975 schlossen sich Sendenhorst und die Gemeinde Albersloh aus dem ehemaligen Landkreis Münster zur Stadt Sendenhorst zusammen, die heute ca. 12.700 Einwohner zählt.

Als die Preußen 1802 und vier Jahre später die Franzosen Sendenhorst in Besitz nahmen, erlebte die Stadt gerade eine kurze Zeit bescheidenen Wohlstands. Das Städtchen zählte 1200 Bürger-, 800 Bauern und Kötter lebten im Kirchspiel. Die Verwaltung funktionierte erstaunlich gut. Der Ort hatte wenig Schulden.

1806 vernichtete ein Großbrand mehr als die Hälfte aller Wohnhäuser, dazu sämtliche öffentliche Gebäude. Der Wiederaufbau gelang in recht kurzer Zeit. Der verbesserte Stadtgrundriss, mit breiteren Straßen und größeren Freiflächen, galt als mustergültig für eine Kleinstadt. Gewerbefreiheit und Bauernbefreiung sowie die Möglichkeiten, die bisherigen Pachtgüter zu kaufen, brachten der Stadt einen deutlichen Aufschwung. Zeitweilig war Sendenhorst sogar Sitz einer Kantonsverwaltung im Großherzogtum Berg, zuständig für fünf Nachbargemeinden.

Mit der Rückkehr der Preußen 1814 ging diese Aufwärtsentwicklung zu Ende. Das Sendenhorster Stadt- und Landgericht wurde Ahlen zugeschlagen. Die Fernstraßen wurden an Sendenhorst vorbei geführt. Die Krise der Leineweberei brachte vielen Einwohnern Armut und Not. Erst nach 1850 gelang es, die tiefgreifende, ganz Deutschland erfassende Wirtschaftskrise zu meistern. Fleiß, Sparsamkeit und vor allem die Konjunktur des beginnenden Industriezeitalters führte Sendenhorst zu einem bescheidenen gesicherten Wohlstand. Von der gebesserten wirtschaftlichen Lage zeugen die großzügigen öffentlichen Bauten, die Pfarrkirche St. Martin (1854/65), das St. Josef-Stift (1889 von Joseph Spithöver, einem Sohn der Stadt, gestiftet) und das Rathaus (1911).

Die Fernstraßen- und Eisenbahnplanungen führten an Sendenhorst vorbei. Unter erheblichen finanziellen Opfern baute die Stadt 1850 eine Straßenverbindung zur Bahnstation Drensteinfurt. Ab 1875 folgte der Ausbau der Kommunalchausseen zu den Nachbargemeinden. Seit 1903 verbindet die Westfälische Landeseisenbahn Sendenhorst mit dem internationalen Eisenbahnnetz, seit 1975 aber nur noch für den Güterverkehr.

.. und heute?

Die Vereinigung von Albersloh und Sendenhorst und die daraus resultierende, beiden Ortsteilen gleichermaßen zugutekommende Finanz- und Verwaltungskraft trug entscheidend dazu bei, dass sich die Stadt insgesamt sehr positiv entwickelt hat. Das betrifft nicht nur das im Ortsbild wahrnehmbare Bauen, das Wohnen und die an eine Stadt dieser Größenordnung gestellten Anforderungen für eine ausreichende technische Infrastruktur: Die Menschen finden hier nahezu alle erforderlichen Einrichtungen und Angebote vor. Sendenhorst ist heute eine Stadt mit einer ganz beachtlichen kulturellen, sozialen, sportlichen und wirtschaftlichen Struktur. Es lässt sich gut leben und arbeiten in Sendenhorst und Albersloh.

Doch das Erreichte gibt auch hier keine Veranlassung, sich darauf auszuruhen, ganz im Gegenteil: Die sich ändernden Erwartungen an die Lebensqualität einer Stadt bringen neue Herausforderungen mit sich, die es zu meistern gilt. Nicht immer werden sich Wünsche in kurzer Zeit erfüllen lassen, aber die Ausgangsbasis dafür, eine leistungsfähige, zukunftsorientierte Stadt, ist vorhanden:

Stadt, Land und alles Gute.